11.05.
Waimamaku-Coast-Trail
Gestern füllte sich dann die Unterkunft doch noch und heute frühstückten wir mit zwei kleinen Kindern, deren Eltern noch schliefen. Das war lustig. Später am Morgen wurde uns von einem Maori, der wegen eines schweizer Großvaters Müller hieß, den ganzen Abend coole Songs auf der Gitarre gespielt hatte und der uns nach Aliens fragte, Haschisch angeboten, aber wir blieben standhaft.
Wir sehnten uns heute mal wieder nach Bewegung und so wanderten wir 14 km entlang der Steilküste auf dem Waimamaku Trail von der Fjord-Öffnung aus nach Süden. Die Wellen, die heranrollten, waren riesig. Die Flut ließ sie mit ordentlichem Getöse an die Steilwände krachen, die Gischt schäumte bis hoch; wahnsinnig beeindruckend. Wir kamen aber an mehreren kleinen Strandbuchten vorbei, auch hier alles menschenleer. Bis auf ein paar Kühe, die ebenfalls eine Strandwanderung unternahmen, trafen wir niemanden. An einer Flussmündung wendete sich der Weg dann wieder zurück ins Landesinnere. Durch die Flut blieb uns kaum Platz am Flussufer, aber im Klettern sind wir ja nun mittlerweile ausreichend geübt. Wir genossen den Ausflug sehr und nahmen wieder einmal herrliche Eindrücke mit zurück.
In der Nacht gab es in weiten Teilen Neuseelands, nur hier weit im Norden nicht, herrliche Polarlichter. Mal sehen, ob wir auf der Reise nach Süden morgen etwas mehr Glück haben.
12.05.
Tane Mahuta – und die Kauririesen.
Heute umgaben wir uns mit gewaltigen Giganten. Wir trampten und wanderten von Omapere entlang des Highway 12 Richtung Süden bis zum größten Kauri-Wald Neuseelands (Waipoua-Forest).
Uns erwarteten Kauribäume jeden Alters und jeder Größe und es waren so viele (in den bisherigen Wäldern mussten wir immer danach suchen). Unsere Begeisterung wuchs von Baum zu Baum und schwappte regelrecht über als wir Tane Mahuta erblickten, den Gott des Waldes. Er ist mit seinen 13 m Stammumfang, den 4,4 m Durchmesser und mit seinen 51,2 m Höhe der wahre Gigant unter seinen Brüdern und Schwestern. Sein Alter wird auf 3000 Jahre geschätzt. Wahnsinnig beeindruckend als kleiner Mensch vor diesem Riesen zu stehen. 3000 Jahre – welch Alter, unvorstellbar, was dieser Baum schon erlebt haben muss. Der zweite Dicke nannte sich Te Matue Ngahere (Vater des Waldes) und hatte sogar 16,41 m Umfang, maß jedoch „nur“ 29.9 m an Höhe. Es geht kaum größer, höher, breiter und mächtiger als die beiden alten Herren unter den neuseeländischen Bäumen. Erstaunlich ist, dass die Kauri durchschnittlich nur 1 cm im Jahr wachsen sollen.
Noch voller Eindrücke stapften wir zurück zum Highway und liefen und liefen und liefen. Mit dem Trampen hatten wir lange Zeit kein Glück. Der Highway blieb einfach leer. Der Highway! Unfassbar. Aber immerhin standen die Kauri weiterhin dicht an dicht auch entlang der Fahrbahn und ließen sich von uns bewundern. Nach gefühlten 2 Stunden endlich nahm uns jemand die kompletten 100 km bis Whangarei, unserem angestrebten Tagesziel mit. Ende gut alles gut! Whangarei stellt hier im Norden eine regelrechte Metropole dar und wirkte auch auf uns überraschend groß.
13.05.
Whangarei. Eine Stadt mit vielen Möglichkeiten…
vormittags wanderten wir entlang des Flüsschens Hatea bis zum Wasserfall (und auch wieder zurück) und wunderten uns, dass gleich hinter dem Zeltplatz und entlang des Hatea sofort der Urwald begann und sich bis zum Wasserfall ausdehnte. Scheinbar war die Stadt rings um diese kleine Wildnis gewachsen, ohne sie zu zerstören. Der Wasserfall mit seinen 23 m Höhe war echt beachtlich. Basaltsäulen rahmten ihn zur Rechten ein. Wirklich schwindelerregend war dann der Blick von oben. In die Stadt zurück mussten wir auf gleichem Wege, das letzte Stück ging es auf Holzstegen durch den Mangrovenwald, der gerade frisch geflutet war, bevor wir im Stadtzentrum am Hafen mitten in der pulsierenden Stadt herauskamen. In der strahlenden Sonne leuchtete uns das Hundertwasser-Kunsthaus mit seinen Türmchen und der goldenen Zwiebel entgegen. Wir ließen uns von der entspannten Atmosphäre mit den kleinen Cafés ringsum einfangen und schlenderten um den gesamten Komplex. Dann packte uns der Hunger und wir gönnten uns einen feinen Happen und einen Pott Kaffee dazu. Die Kugel Eis am Schluss rundete den kulinarischen Genuss noch richtig ab. Was uns auch hier wieder in der Großtstadt auffiel, mit ein paar ordentlichen Sportsachen ist man in Neuseeland ausreichend gekleidet. Die Menschen sind alle viel relaxter. Und am Nachmittag dann endlich der große Moment für uns. Wir begegneten endlich dem Kugelblitz, dem Nationaltier Neuseelands, dem Kiwi. Im Kiwihaus wurde für den nachtaktiven Vogel extra die Dunkelheit in seiner natürlich wirkenden Umgebung nach simuliert. Es dauerte zwar eine Weile bis sich unsere Augen an die lichtarmen Verhältnisse gewöhnt hatten und mehr als nur wackelnde Sträucher zu erkennen waren, aber dann kam er mit einem Affenzahn angespurtet, wühlte direkt vor uns ein bisschen im Laub und sprang wie von der Tarantel gestochen von einem Busch zum nächsten. Der Kopf mit dem langen Schnabel war ständig in Bewegung. Der dicke runde Hintern mit den puscheligen Federn wippte immer auf und ab und alles in einer Geschwindigkeit, die man dem dicken runden Kerl gar nicht zugetraut hätte. Ich hätte vor Entzücken am liebsten gekrietscht, aber wir durften uns gerade mal flüsternd unterhalten, um die Kiwis nicht zu stören. So richtig zum Knuddeln sah er aus, und viel größer als erwartet (also eine Kugel mit bestimmt 40 cm Durchmesser). Der zweite Kumpel ließ sich jedoch nicht einmal bei der Fütterung hervorlocken, er lag eingerollt wie ein Wollknäuel in seiner Schlafkiste (die Überwachungskamera lieferte den Beweis). Ich hab mich sofort verliebt, so süß, alle beide so drollig. Leider durften wir selber keine Aufnahmen machen. (Deshalb haben wir für den Blog Originalfotos vom Whangarei – Kiwihaus heruntergeladen). Wir haben jedenfalls eine ganze Stunde im Nachthaus zugebracht und klebten mit unseren Nasen an der Scheibe. Der Bursche lockte immer wieder mit seinen Rufen seinen schlafenden Kumpel. Der Sound war uns nur allzu vertraut. Wie oft hatten wir die typischen Rufe nachts von unserem Zelt aus gehört. Kein Wunder, dass wir sie bisher nie sehen konnten, so scheu wie sie sind und so schnell wie sie durchs Unterholz fegen. Aber jetzt endlich haben wir den putzigen Laufvogel hautnah (durch die Scheibe) erlebt.
14.05.
Wir entschieden uns, noch einen weiteren Tag in Whangarei zu bleiben. Am Morgen stiegen wir über einen gesperrten Trail auf den Pahihaka, den Berg hinter unserem Campingplatz. Erstaunlich viele Kauribäume wuchsen am Wegesrand. Der Abstieg führte dann auf einen Track in Richtung Whangarei Zentrum, hier schauten wir uns eine Kamera Obskura und die Fish Hook Brücke an.
Die Hook Brücke ist eine Hebebrücke, die wegen jedem kleinen Segelboot den Straßenverkehr aus und nach Whangarei blockiert. Wie der Name schon sagt ist das Hebesegment einem Angelhaken nachempfunden. Der Weg über die Halbinsel zurück war bestückt mit Kunstobjekten entlang des Weges und kleinen Galerien, die vom Gemälde, über Tonarbeiten bis hin zu Modeschmuck und Assesoirs alles mögliche ausstellten und zum Verkauf anboten. Alles sehr inspirierend. Heute besuchten wir das Hundertwasser Haus von innen, einschließlich der umfangreichen Gallerie und des tollen Dachgartens. Hundertwasser hatte sich sehr durch die Natur, va. den Kreislauf des Lebens anregen lassen. Er kreierte sogar eine Alternative zur Landesflagge mit einem eingerollten Farn, was bei der Bevölkerung einen Sturm der Begeisterung ausgelöst hatte.
Die Kiwis sind so stolz darauf, dass der so berühmte Künstler mit den vielen selbst kreierten Namen (Dunkelbunt, Regentag, Friedensreich Hundertwasser- eigentlich hieß er Fritz Stowasser) hier so sehr mit ihrem Land und der Natur verbunden war. Das blieb er sogar über den Tod hinaus, indem er sich hier auf seinem Grundstück unter einem selbst gepflanzten Baum beerdigen ließ. „You are a guest of Nature, behave“ gab er uns allen mit auf den Weg. (Hope we will do) Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Gammeln in und vor unserer Cabin und warteten (leider erfolglos) auf die Sonne.