20.01.
Wir starteten früh, nachdem der Regen sich verzogen hatte in Richtung Lake Hawea, zuerst zu Fuß raus aus Wanaka, die Straße trampen wir jedoch und zu unserem großen Glück gleich bis Gladstone zum Trailstart in die Berge.
Zusammenfassend muss man sagen, dass das Wetter nicht auf unserer Seite war! Am Lake Hawea mussten wir nach 1 km bereits Fersengeld geben wegen einer herannahenden Gewitterfront. Mit den ersten Tropfen erreichten wir – und jetzt bitte nicht lachen – das rettende Klohäuschen.
Die Sonne kam rasch wieder heraus und wir erstiegen das Breast-Hill-Massiv (1340 m) und das mit zunehmenden Orkanböen. Es war echt gefährlich, beinahe hätte es meine Brille weggeweht. Umzudrehen, wenn man einmal aufgestiegen ist, wäre keine gute Option gewesen. Die Hütte (Pakitui-hut) lag laut Karte gut erreichbar und die uns entgegen kommenenden Wanderer ermutigten uns durchzuhalten. (Auf dem Abstieg hätte es viel mehr gepfiffen und es sah bei den anderen sehr wackelig aus). Und wir haben es geschafft und sind sowas von happy!
21.01.
Man, war die Hütte voll und draußen zelteten auch noch vier Leute (auch Ali und Isabella), und wir dachten, wir sind auf einem einsamen Trail…
Wir starteten früh, weil wir eine Doppeletappe schaffen wollten, 25 km bis zur Timaru – Hut. Die ersten 11 km davon waren echt Klasse, ein herrlicher Höhenweg mit weitem Blick in die Berge ringsum. Und wir kamen echt schnell voran.
Ab der Stody-Hut wendete sich jedoch das Blatt. Es wurde immer beschwerlicher, erst steil bergab mit viel Geröll und wenig Halt ins Flusstal (Timaru-River) hinunter, der Timaru war noch reißend und grau vom Sediment des letzten Regens, so dass wir bei den nun folgenden Flussquerungen nicht den Boden sehen konnten. Und immer wieder jagte uns der Weg steil die Hänge rauf und wieder runter. Der Boden war sehr rutschig und der Pfad immer seitlich geneigt. Sehr sehr kräftezehrend.
Wir zelteten dann nach ca 20 km kurz vor einem Wasserfall auf einem idyllischen Plateau. Weitere erschöpfte Wanderer trafen später auch noch ein und folgten unserem Beispiel. Es waren, man muss nicht lange raten: Ali und Isabella und eine Familie.
22.01.
Wir erreichten heute völlig entspannt nach ca. 4h immer weiter mit Auf und Ab entlang des Flusses und vielen Querungen ca. 12x der grauen Wassermassen die Timaru-Hut, herrlich gelegen, die wir bis 17:00 Uhr ganz für uns alleine hatten.
Wir entschieden wegen des angekündigten schlechten Wetters zu bleiben, das aber erst gegen Abend eintraf. So konnten wir mal einen ganz gemütlichen machen (Waschen, Essen kochen und und und).
23.01.
Ein Hüttentag.
So ein Shit-Wetter, Regen, Regen, Regen, den ganzen Tag und jetzt schneit es dicke Flocken. Der Timarufluss ist angeschwollen und schießt mit einer hohen Geschwindigkeit seine schlammig-grauen Wasser bergab. Es sieht an manchen Stellen aus wie kochendes Blei.
Heute früh sind trotz des Wissens um diese schlechte Wetterprognose alle jungen Wanderer aus der Hütte aufgebrochen – und das in kurzen Hosen! Unvorstellbar, warum (wahrscheinlich sind wir bloß ein paar Weicheier 😜), der Weg war gestern schon schlecht begehbar und rutschig. Und jetzt auf schlammigen Hangpfaden herumzurutschen und 12x durch den Fluss auf die andere Seite wechseln zu müssen, ist doch nichts, was man sich antun muss. Was gestern noch nur knietief und moderat an Strömung war, ist heute sicherlich hüfthoch bei doppelter Geschwindigkeit… Vor Tagen muss es nach Starkregen eine Franzosen umgerissen haben, dem das Wasser sogar bis zur Schulter gereicht hat.
Nee nee nee… das muss nicht sein. Ich habe in der Hütte ein gutes Buch gefunden, faulenzen und lesen, da können wir es uns mal richtig gemütlich machen.
24.01.
Ein voreilig ausgesprochenes „Ja“ hat uns heute vorzeitig in Twizel landen lassen. Freundliche Anglerburschen hatten uns erschöpfte Wanderer nach einer missglückten Flussüberquerung (Ahuiri-River) – das Wasser war zu hoch und zu reißend – am Wegesrand mit ihrem Auto aufgesammelt. Eigentlich wollten wir nur bis zur nächsten Brücke mitgenommen werden, aber dann kam die Frage, ob wir gleich mit zum Highway möchten, da sei es doch viel näher nach Twizel… und an dieser Stelle rutschte das „Ja“ heraus.
Nun sind wir zwei Tage eher hier…
Gestern wanderten wir ganz früh in der Timaru-Hut los, die Sonne kam heraus und bescherte uns einen wunderschönen sonnigen Tag. Oben auf dem Marthas-Pass, den wir schon nach 2h erreichten, lag noch Schnee. Und nach gerade mal zwei weiteren Stunden kam schon unser eigentlich geplantes Tagesziel in Sicht: die Tin-Hut. Deshalb entschieden wir, weiter bis zum Birchwood-Carpark am Ahuiri-River zu laufen, immer am Avon River entlang, der uns im Tal begleitete. Da schafften wir bei wunderbaren Wegverhältnissen 25 km. Und am Schluss wollten wir von unserer Euphorie getrieben auch noch über den berüchtigten Ahuiri-River.
Dirk testete an verschiedenen Stellen eine Passagemöglichkeit, aber leider ohne Erfolg, zu tiefe und zu reißende Strömung. Frustriert brachen wir ab und schleppten uns mit letzter Kraft zurück zum Hauptweg, wo eigentlich nie jemand mit Auto vorbei kommt. Und dann hörten wir Reifengeräusche auf dem Schotterweg, und die drei Anglerfreunde mit ihrem Geländewagen waren unsere Rettung.
25.01.
Heute waren wir als Southbounder unterwegs und das mal ohne Gepäck. Das konnten wir ja im Zelt lassen. Von der gestern abgekürzten Strecke liefen wir einen Tagesabschnitt zurück nach Lake Ohau. Dabei hatten wir dann auch noch ein spannendes Rivercrossing durch den Fluss Ohau, das auch nicht so einfach war, aber außer uns selbst konnte ja nicht viel nass werden.
Das Wasser ging stellenweise bis zur Hüfte (bei mir). Bis Lake Ohau waren es 23 km, immer oberhalb des Fusstales und dann am See Ohau selbst noch entlang, der türkisblau mit herrlichem Blick bis in die fernen Berge vor uns lag. Vom Ort Lake Ohau wollten wir eigentlich zurück trampen. Aber erst nach 1h Straßenmarsch kam endlich mal ein Auto vorbei und nahm uns die verbliebenen 10 km bis zum Highway mit.
Dort gab es erst einmal kein Weiterkommen, ein kilometerlanger Stau seit 10 Uhr früh nach einem schweren Unfall mit mehreren Toten machte ein Weitertrampen, wie es schien, aussichtslos. Deshalb stellten wir uns darauf ein, die 17 km bis Twizel zurück zu laufen…
Auf einmal sprang nach ca. 2 km Fußmarsch jemand aus einem der Fahrzeuge und kam auf uns zugerannt. Es war Isabella, die auf dem Rückweg nach Wanaka war und schon selber 6h im Stau ausgeharrt hatte. Mit Ali war sie zuvor bis Twizel gewandert und wollte nun allein zurück trampen, weil sie wieder arbeiten musste. Nach diesem kurzem Plausch mit ihr, hatten wir erneut unverschämtes Glück. Plötzlich hielt ein Auto aus Lake Ohau kommend (also ein Abbieger nach dem Stauanfang) und chauffierte uns sogar bis quasi vor den Zelteingang am Lake Ruataniwha bei Twizel. Dort leisteten wir uns dann noch einmal Fish & Chips.
26.01.
Der Aorako/Mount Cook-Tag: wir buchten noch eine weitere Nacht auf dem Zeltplatz, weil wir die spontane Idee hatten, eine Side-Tour zum Mount Cook (3724 m) zu unternehmen. Zuvor ging es noch zur Post in Twizel und dann stellten wir uns mit Daumen hoch an den Highway und hatten bald darauf das Glück, dass ein junges Pärchen aus Kanada, das hier seine Flitterwochen verbringt, hielt und zufällig selber das gleiche Ziel hatte.
Sie nahmen uns die gesamten 75 km mit. Am Mt. Cook gab es mehrere Wandertracks über je 1-3h. Wir erstiegen zuerst einen Berg mit herrlichem Blick hinüber zum König der neuseeländischen Berge und seinen Gletschern (Tasman- und Hooker- Gletscher) sowie das weite Gletscherabflusstal, aus dem dann der See Pukaki gespeist wird.
Leider pfiff zwischendurch immer wieder mal ordentlich der Wind und Regenschwaden zogen über uns hinweg. Von oben entdeckten wir dann auch den 2. Trail mit mehreren Hängebrücken bis zum Aoraki/Mt. Cook – Gletscher und seinem Gletschersee. Wahnsinnig beeindruckende rauhe Naturkulisse! Da fühlt man sich so klein und bescheiden als Mensch. Diesen Wanderweg mussten wir natürlich auch noch erkunden. Und dann kam noch die Sonne raus. Phantastisch!
Zurück ging es wieder einmal die gesamte Strecke getrampt ohne „Umsteigen“ mit einer Familie im Wohnmobil direkt bis nach Twizel.
27.01.
Wir machten uns am Morgen auf den Weg nach Lake Tekapo, auch wieder per Tramp, da der Te Araroa selbst am Highway und anschließend 70 km durch ein ödes trocknetes militärisches Sperrgebiet ohne Möglichkeit zum Zelten geführt hätte. Dieses Mal nahm uns ein junger Farmer auf Urlaub aus den USA, der uns viel über die neuseeländische Flora und Fauna zu berichten wusste, mit.
Auch der Lake Tekapo verzauberte uns mit seinem türkisblauen Wasser und gleichzeitig heftigen Sturmwellen. Wir füllten hier wieder unsere zusammengeschrumpften Lebensmittelvorräte auf und freuten uns über eine leckere Pizza. Und morgen geht’s schon weiter!
Links: Frühstück in Twizel auf dem Campingplatz und Abschied vom Lake Ruataniwha und alle darunter: Lake Tekapo
Hallo ihr zwei
Verfolge mit großem Interesse eure Reiseberichte
Habt ihr schon Kiwis gesehen?
Ja viele, die Neuseeländer nennen sich auch Kiwis🤣. Aber noch nicht die nachtaktiven Laufvögel. Viele Grüße