06.06.
Abschied von Coromandel. Heute ging es mit dem Bus nach Auckland (den Ticketpreis mussten wir auf der Fahrt erst einmal verdauen). Dort kauften wir noch ein kleines Geschenk für unsere Trail-Angel, die Wakefields – die uns noch 4 Tage bei sich aufnehmen wollten. Sie empfingen uns erneut mit einer Herzlichkeit und ihrer ungezwungenen Art, so dass wir uns sofort wieder wie in Familie fühlten. Beim Dinner und einigen Gläsern Wein tauschten wir wieder etliche Geschichten aus und hatten viel zu Lachen.
07.06.
Heute gab es ein paar erste Tränchen. Wir verabschiedeten unsere so treuen Weggefährten, die ausgelatschten und zerschlissenen Wanderschuhe, mit einer kleinen Zeremonie auf dem Mt. Eden (einer der zahlreichen kleinen Vulkankrater in Auckland). Wir trällerten dazu den Te-Araroa-Song und hängten die guten Treter in einen Baum neben dem Trail. Nun haben sie einen tollen Ehrenplatz mit wunderschöner Aussicht über die Stadt.
Anschließend schlenderten wir ins Zentrum hinunter, bummelten durch die Geschäfte und besuchten die Kunstgallerie (die durch eine private Schenkung sogar im Besitz einiger Gemälde von Picasso, Matisse, Dali und Monet – im Original! – war) und am Nachmittag gönnten wir uns eine Fahrt auf den 328 m hohen Skytower, das Wahrzeichen von Auckland. Dort oben überraschte uns ein spektakulärer 360° – Blick über die Skyline und die riesige Bucht von Auckland mit seinen vielen Inseln und die längste Brücke Neuseelands.
08.06.
„Nehmt euch ja genug zu Trinken mit auf den Berg!“ gab uns die freundliche Zugschaffnerin als Rat mit auf den Weg. Unsere Wanderstöcke hatten ihr verraten, dass wir heute auf den Rangitoto wollten – einen Vulkan als Insel vor Auckland, den wir schon so oft vom Festland wegen seiner majestätischen Kegelform bestaunt hatten und der vor 600 Jahren zum letzten Mal ausgebrochen war. Wir setzten nach der Zugfahrt mit der Fähre über und wanderten auf einem gemütlichen Weg durch Wald und Lavafelder hoch zum Krater und lernten zum ersten Mal den Nord-Island-Saddleback (ein dicker Sperlingsverwandter mit roten Wangen und braunen Flügeln) kennen, der auch einen speziellen Gesang trällert. Echt putzig.
Auf dem Weg nach oben konnten wir noch in eine ca. 20 m lange Lavahöhle klettern und sie sogar aufrecht durchqueren. Vom Krater gab es mal wieder einen herrlichen Rundumblick, wenngleich er selber wenig spektakulär aussah, da er mit Buschwerk zugewachsen war.
09.06.2024:
Der letzte Tag bot das beste Abschiedswetter, um es uns nicht so schwer zu machen mit Windböen und Nieselpiesel; quasi richtiges Rauschmeißerwetter.
Der Flug startete erst am späten Abend, so dass wir uns mit allem viel Zeit lassen konnten und sogar noch einmal eine kleine Runde über den Mt. Hobsen, über den Mt. St. John und ein zweites Mal über den Mt. Eden drehen konnten (also drei von Aucklands insgesamt 50 Minivulkanen). Nichts Spektakuläres und schon gar nicht bei dem Eckelwetter, aber vor dem ewig langem Flug wollten wir uns wenigstens ein bisschen die Beine vertreten haben. Die Wolken hingen so tief, dass der Skytower und der Rangitoto nur zur Hälfte zu sehen waren. Also sagten wir tschüss zu allem, was nicht von den Wolken verschluckt worden war und tranken Tee. Bis zum Abend hatte sich dann ein schwadenförmiger Dauerregen entwickelt.
Wenn man irgendwo auf die Abreise wartet, wie wir jetzt am Flughafen, fühlt man sich in einer Art Niemandsland, wie in einem Zwischenbereich. Man gehört nicht mehr dazu, was man verlässt und dort, wo es hingeht, ist man noch fremd oder nicht mehr richtig vertraut, zumindest ist da nicht nur der äußerliche Abstand, es ist so ein Gefühl, als ob man zu Besuch fährt. Fünf Monaten ist das Leben auf der anderen Seite der Welt ohne uns weiter gegangen.
Und jetzt kommen wir wieder dazu!
Als dann der Flieger abhob, haben wir und der Himmel geweint.