28.01.
Wir starteten heute von Lake Tekapo Richtung der Berge mit dem Namen: Two Thumbs (2 Daumen). Eine Schotterpiste entlang des rechten Seeufers sollte die ersten 15 km heute unser Weg sein. Aber weit kamen wir nicht zu Fuß: ohne dass wir trampen wollten, hielt ein Fahrzeug.
Der junge Fahrer plante heute selber eine Wanderung und nahm uns bis zum eigentlichen Startpunkt in die Berge mit. Uns freute das sehr, keine Zeitverschwendung mit Schotterpisten, die sich schlecht laufen lassen.
Der Trail begann seicht bergan mit weitem Blick über den See bis zum Mount-Cook-Bergmassiv zu unserer Linken. Der hellblaue See wirkte in der dörren gelbbraunen Landschaft ringsum richtig surreal. Nur wellige Flächen mit Tussok-Gras ringsum und Erde. Es ist so karg wie in einer Wüste, kaum Nadelbäume und wenn, dann spärlich oder gerade abgeholzt. Der Januar ist hier der trockenste Monat im Mackenzie-Becken, das das Gebiet der großen Seen umfasst. Die Bauern sprengen hier sogar die Weiden, damit die Tiere was zu fressen haben. Mit den wieder schwer mit Essen beladen Rucksäcken lief es sich heute trotz guten Weges sehr schleppend. Und nun sind wir ganz schön fußlahm. Gegen 16:00 erreichten wir die Camp-Stream-Hut nach ca. 20 km, die schon voll belegt sowie auch etwas sehr basic war 😉 und schlugen unser Zelt auf. Dirk ist gleich eingeschlafen.
Fazit des Tages: die Dinge dauern wie sie dauern und es ist wichtig sich auch Zeit dafür zu geben.
29.01.
Nach einer verregneten Nacht, packten wir das Zelt erstmal nass ein, in der Hoffnung es später am Tag trocken zu können. Unser Ziel heute war der Stag-Sattel, übrigens die höchste Passage des Te Araroa mit 1925 m über Null. Der Anstieg verlief für uns schleppend über mehrere Stunden an einem Flüsschen entlang, über eine zum Teil sumpfige Graslandschaft dahin. Im Vergleich zum letzten Sattel eine vormittagfüllende Beschäftigung.
Ein beständiges Auf und Ab und immer mal übers Flüsschen drüber, dann wieder zurück. Das hüfthohe klitschnasse Grass versperrte uns die Sicht auf den Pfad und weichte Schuhe und Hosenbeine schön durch.
Beim Abstieg von einem kleinen Hügel fiel uns ein Wallabie auf, ein kleines Känguru, das sich ersteinmal nicht von uns stören lies. Wir machten aus vielleicht 20 Meter Entfernung schnell ein paar Fotos, bevor das Wallabie sich mit einigen langen Sätzen den Berg hinauf flüchtete.
Nach weiteren Stunden beschwerlichen Weges erreichen wir den Fuss des Sattels, dieser war überwiegend durch Geröll und Erosion geprägt. Der eigentliche Aufstieg ging dann relativ schnell. Auf dem Sattel angekommen war es ziemlich kühl und windig, so dass wir von der geplanten Pause schnell Abstand nahmen und ins windstillere Tal flüchteten. Der Abstieg zog sich auch durch viel Geröll ewig hin. Dennoch kamen wir so gegen 16:00 Uhr an der Royal-Hut an, bauten dort unser Zelt auf und genossen noch den Nachmittag in der Sonne bis diese hinter den Gipfeln verschwand.
30.01.
Wenn wir doch bloß mal vor dem Start in das Höhenprofil für heute geschaut hätten! Dann wären wir wenigstens nicht in dem Glauben, heute eine einfache Strecke vor uns zu haben, aufgebrochen. Von wegen 20 km nur bergab…
Nach einer erneut frostigen Nacht freuten wir uns auf die Sonne, die uns recht bald den Schweiß aus allen Poren trieb. Und dann ging es auch noch über gleich 2 Sattel hinauf. Und vor dem ersten dachten wir schon das reicht nun aber als Aufstieg. Mühsam, mühsam…
Zum Glück ist die Sicht nach oben durch den Schirm meiner Mütze auf wenige Meter eingeschränkt, da kann ich mich in Ruhe auf jeden Schritt konzentrieren und sehe nicht gleich das ganze Übel an Hürden bergan. Aber wir konnten dann von oben (1500 Meter) weit bis in das Rangitata-Flusstal schauen, das aber noch immer 10 km entfernt vor uns lag. Wir stiegen allmählich- an der Crooked-Spur-Hut vorbei (weil es dort kein Wasser gab) – ins Tal zu unserem kleinen Fluss hinab, wo wir dann auch zelteten und viele Sandflys trafen.
31.01.
Der große Tag: wagen wir uns heute an den großen Rangitata, oder nicht?
Nach einer Zeltnacht am Bush-River starteten wir mit einem Aufstieg, um den Weg aus dem Tal einschlagen zu können. Wir fragten uns, ob es nicht sinnvoller wäre, einfach dem Flussbett zu folgen. Die Strecke bis zum Rangitata war mit 3,5h angegeben. Dies erschien uns sehr optimistisch bemessen. Bis zum Mittag querten wir unzählige Male den Fluss, kletterten schwierige Passagen und stolpern über den groben Flusskiesel dem Flusstal des berüchtigten Rangitata River entgegen, das wir in der Mittagshitze endlich erreichten. Aus Ermangelung einer Möglichkeit zu trampen (kein einziges Fahrzeug kam vorbei) entschieden wir uns die Flussquerung zu wagen.
Das Rangitata-Flusssystem ist 9 km breit und es existieren keine Wegweiser, GPS-Tracks noch sonstige Hilfen, weil selbst die Te Araroa Verantwortlichen davon ausgehen, dass die 130 km lange Umfahrung genutzt wird. Aber es gibt genügend Wanderer, die es trotzdem irgendwie schaffen und die hatten wir getroffen; nun also wir auch!
Die ersten 4 km in Richtung Fluß folgten wir einem 4WD Track der kaum zu erkennen war und abrupt endete. Über eine schlammige vor kurzem noch unter Wasser stehende Weidelandschaft näherten wir uns dem ersten Arm, die Strömung war extrem schnell und der Fluß ersteinmal viel zu tief. Ein Stück stromaufwärts sah es besser aus. Hier war es stellenweise nur oberschenkeltief. Zum Glück waren die Steine nicht glitschig. Die Wanderstöcke vibrierten in der reißenden Strömung und die Füße drohten bei jedem Anheben weggerissen zu werden.
Endlich war der erste Flussarm geschafft und das Gepäck trocken geblieben. Dieses Spiel wiederholte sich noch einige Male, die ersten drei waren die schwierigsten, die Flussarme weiter hinten waren zwar flacher, aber es ermüdete trotzdem unwahrscheinlich. Erschwerend hinzu kamen sandige heftige Windböen von der Seite, die die Sicht behinderten und uns schräg von vorn wegdrückten. Ein feiner Sand in Augen und Mund nervte zusätzlich. Immer wenn wir dachten es ist geschafft, erschien wie aus dem nichts wieder ein neuer Flussarm.
Nachdem wir überglücklich alle Flussarme des Rangitata gequert hatten – da aller guten Dinge Drei sind -😉liefen wir noch in ein drittes, in den Rangitata mündendes, diesmal ausgetrocknetes Flussbett bis zum Tagesziel, dem erneuten Startpunkt des Te Araroa auf der anderen Seite.
Wir waren so knülle, hatten es aber endlich geschafft! Hurra, hurra! Wir waren so stolz auf uns.
Am Eingang eines neuen Tales fanden wir einen herrlichen Zeltplatz. Und nach dem Essen setzte ich mich mit meinem Buch und mit Blick auf die untergehende Sonne, das weite Flussbett und die schneebedeckten Berge in der Ferne ans Ufer. Was gibt es schöneres nach so einem Tag!
01.02.
Kaum hatten wir uns heute früh von unserem Zeltplatz 600 m entfernt und Dirk sich in die Büsche geschlagen, landete dort ein Hubschrauber, dabei hatten wir gar nicht den Notruf gedrückt. Wir wären doch vor Schreck tot umgefallen, wenn wir noch im Zelt gelegen hätten.
Die Strecke heute entsprach mal wirklich dem, was man unter einem Wanderweg versteht. Er führte zuerst über sanftwellige Hügel, dann in ein sehr weites grasbewachsenes Tal und später erneut über einen Fluss (Ashburton-River). Zum Glück hatte man hier mal eine Brücke drüber gebaut. Auch heftige Höhenmeter blieben uns heute erspart, so schafften wir für uns unglaubliche 32 km. Dennoch kamen wir recht erschöpft abends an der Manuka-Hut an, wo dann schon wieder ein ordentlicher Wind pfiff.
02.02.
Das war heute ein richtiger sch*** Tag. Genau so ein Tag, an dem man sich fragt, warum machen wir das? Immer wieder Regen und Wind, die uns uns beide immer wieder auskühlten. Wir starteten früh von der Manuka-Hut (in einer viel zur kurzen Regenpause) und waren bereits nach 5 km, an der Double-Hut, völlig durchgeweicht. Dort gab es zum Aufwärmen noch nen Kaffee und ne Pause, um alles zu trocknen. Die Sonne kam heraus und lockte uns zum Weitergehen.
Wir hätten mal bleiben sollen. Kaum 20 min unterwegs begann die Wetter-Misere. Wir kämpften uns zum Clent-Hill-Sattel auf 1500 m hoch und wurden trotzdem nicht warm. Der Abstieg war ein ewiges Gestolpere durch klitschnasses hüfthohes Gras, das einem die Sicht auf den ausgetretenen Pfad völlig nahm. Und zu guter Letzt kam dann auch noch der ständige Wechsel durch ein Bachbett mit holprigen Trail mal links mal rechts hinzu und um allen Übel noch die Krone aufzusetzen gab es auch noch ein blöden Sturz (zum Glück ist alles heil geblieben).
Nun liegen wir endlich im Zelt und sind nach einer warmen Mahlzeit in unsere Schlafsäcke eingekuschelt und lassen den ganzen Frust in den Text abfließen. Damit ist fast alles wieder gut – auch weil ganz am Schluss doch wieder die Sonne geschienen hat und weil es ja auch diesen schönen Regenbogen am Morgen und diesen wundervollen Panoramablick von der Double-Hut gegeben hatte.
03.02.
12:00 Uhr war mein persönlicher Höhepunkt, da habe ich endlich mal wieder geschwitzt. Kaum zu glauben, dass man sich über so etwas freuen kann – auf dem Trail lernt’s man. Die Nacht und der Morgen waren schon recht frisch, so dass wir uns entschieden, mit dem Frühstück bis zur nächsten Hütte in 3 km zu warten. Wir hatten nur keine Ahnung wie lange wir dafür brauchen würden und unter welchen Bedingungen…
Über 30x mussten wir durch den eisigen Fluss, um immer wieder die Seite wechseln und über Geröll zu klettern. Die Füße meldeten die Tortour mit entsprechenden Schmerzen zurück. Und dann auch wieder Regenschwaden dazu. Da kann der Verstand sagen: komm, halte durch, die Hütte ist nicht mehr weit, da ist es warm, da gibt es heißen Kaffee… es nützt nichts, wenn man sich solchen „Luxus“ einfach nicht mehr vorstellen kann. Aber wir schafften es, nur, dass sich die 3 wie 10 km angefühlt haben. Es gab dann zum Kaffee sogar Sonne zum späten Frühstück an der Comyns-Hut.
Das Wetter blieb dann die nächsten 2 Stunden stabil, so dass wir auf einem deutlich einfacheren Weg die nächste Hütte erreichten (Frame-Hut) und entschieden, dort wegen des erneut hinter den Bergen herannahenden Unwetters (tatsächlich mit Hagelschauern und Gewitter) zu bleiben.
04.02.
Hurra, die Sonne scheint wieder! Nach diesem ekligen Wintereinbruch gestern und in der Nacht waren wir so froh über das Plätzchen in der Hütte, da kamen noch so einige Wanderer spätabends, die alle keinen Platz mehr fanden und in der Eiseskälte zelten mussten.
Wir starteten also mit der Sonne noch auf einige Höhenmeter hinauf, um dann einem entspannten langen wunderschönen Abstieg mit Blick auf das Rakaia-River-Tal entgegen zu sehen. Mit den anderen zusammen ging es dann vom Parkplatz mit einem Shuttle-Bus nach Methven immer am Rakaia-Fluss entlang, der in seiner Größe und Geschwindigkeit auch wieder sehr beeindruckend war. Heftiger Wind wirbelte Staub und Wasser zu einer einheitlichen dunstigen Wolke über dem Fluss auf.
In Methven schlugen wir uns als erstes die Bäuche so richtig voll, wuschen Wäsche und erledigten das Auffüllen der Vorräte für unsere Rucksäcke. Und morgen schon soll es weiter gehen und zwar Richtung Arthurs Pass.
Hallo ihr beiden
phantastische Aufnahmen. Ist wohl dünn besiedelt dort?
Geht bei euren „Spaziergängen“ keine Risiken ein.
Bleibt gesund.
LG
Ja, wir sind meist einige Tagesmärsche von der Zivilisation entfernt und ohne Mobilfunk Möglichkeit unterwegs. Sehr dünn…