14.03.
Na so ein besch… Trailabschnitt: über 60 km hat man den TA an sehr belebten Straßen und auch am Highway entlang gelegt, nur der Straßenrand blieb zum Laufen, kein separater Fußweg. Wie kann man so etwas nur verantworten?! Wir haben unterwegs wirklich Wanderer gesehen, die das tatsächlich laufen! Wir starteten erst einmal mit dem Bus von Levin nach Palmerston North und wollten schauen, wie es ab dort weitergehen sollte. Aber schon in der Stadt zog es sich ewig an schnurgeraden vierspurigen, langweiligen Straßen entlang, so dass wir hinter der Stadt rasch den Daumen wieder raushielten.
Unser erster Zwischenstopp war Feilding, wo wir ein Mittagspäuschen machten und danach weiter nach Bulls trampten. Dorthin nahm uns ein sehr freundlicher Fahrer mit, der eigentlich aus der entgegengesetzten Richtung kommend extra wegen uns umlenkte, was für ihn 2×15 km zusätzlich bedeutete, einfach so! Unglaublich, soviel Freundlichkeit!
Der Ort Bulls wird – wie der Name schon sagt – von Bullen in jeder Variation dominiert. Da gibt es die Echten, die auch in Autos herumgefahren werden und auch die künstlerisch Umgesetzten, ob nun aus Stahl, Plastik oder Holz sowie als Werbelogo an jeder Straßenecke und an jedem Geschäft. Sogar am Polizeihäuschen prangten – man glaubt es kaum – Polizisten als Bullen. Die haben ja hier einen Humor! Echt witzig! Und unseren Zeltplatz trennt auch nur der Zaun von den Viechern.
15.03.
Wir verließen die Stadt der Bullen Richtung Westen zu einem erneutem Strandabschnitt des TA. Dieses Mal nahm uns ein Officer von der Army bis zum Ende der Straße mit. Er wollte zu einer Truppenübung in den Busch nahe am Meer und hatte somit fast das gleiche Ziel.
Ein Stück ging es auch für uns noch durch den Wald, bevor wir den Strand erreichten. Wir waren überrascht, wie unberührt dieser war. Überall lagen alte verwitterte Stämme kreuz und quer, zum Teil auch schon im Wasser, obwohl der Wald weit vor dem Dünenland endete. Vielleicht ging der Wald vor zig Jahren noch weiter vor Richtung Meer oder einige der kleinen Flüsse, deren Mündungen wir querten, waren einst größer und hatten die Bäume mitgerissen, wer weiß…
Wieder einmal liefen wir mit der Flut um die Wette, die uns immer näher zu den Dünen hochtrieb. Der kräftige Wind , der vom Meer kam, drückte die Wellen zusätzlich den Strand hinauf und riss die Wellenkämme auf, sodass schaumige dicke Flocken in hoher Geschwindigkeit zu den Dünen hinaufgejagt wurden, und wir mittendrin. Echt lustig, es wirkte wie ein Schneetreiben. Leider versteckte sich die Sonne hinter den grauen über uns ziehenden Wolken. Aber zumindest blieb es trocken und am Nachmittag erreichten wir das Koitiata-Camp an der Turakina-Mündung.
Nach einem Nickerchen hatte jemand direkt neben uns sein Zelt aufgeschlagen, was uns erst etwas brüskierte bei dem riesigen leerem Zeltplatz. Aber es war unser langbeiniger Australier, der bis hierher alles zu Fuß gelaufen war. Er meinte, die Straßen gehören genauso zu Neuseeland wie die herrliche Natur und er sehe das als Gesamtpaket und lasse deshalb nichts weg.
16.03.:
Wir sind am Fuße des Mount Taranaki, einem Vulkan, der 125.000 Jahre alt und 1770 zum letzten Mal ausgebrochen ist, ganz im Westen der Nordinsel angekommen. Mit seinen 2.518 m ragte er majestätisch aus dem flachen Land hier wie ein dicker Kegel empor. Unglaublich schön lag er in der gleißenden Nachmittagssonne vor uns. Jetzt liegen wir nach einer langen Fahrt von Whanganui, was glücklicherweise in einem Ritt klappte, hier in Stratford im Zelt und überlegen uns, welche der möglichen Touren zum Taranaki unternehmen wollen. Und wieder einmal hatten wir einen Fahrer, der uns viel über Land und Leute erzählen konnte.
Heute früh starteten wir jedoch noch zu Fuß entlang des TA immer am Strand entlang, dieses Mal bei Ebbe, um besser die Flussmündung überqueren zu können und erlebten das spannende Spiel der verschiedenen Strömungen. Leider verließ der Trail nach ca. 7 km den Strand und verlief weiter als öder Fahrweg/asphaltierte Straße durchs Farmland und dann erneut nach 8 km auf den Highway. Von dort nahm uns eine sehr redselige Lehrerin mit nach Whanganui und setzte uns wegen der knurrenden Mägen direkt vorm Supermarkt ab, wofür wir sehr dankbar waren.
Tja und nun sind wir schon wieder über 100 km weiter westlich. Hoffentlich hält sich das Wetter für den Aufstieg sonnig.
17.03.
Der erste Taranaki-Tag begann noch mit einem guten Blick von unten auf den Giganten, dem wir uns von ganz unten auf 1500 hm näherten. Die Wege waren bestens präpariert, so dass es ein einfacher und zügiger Aufstieg durch den Wald bis zur baumfreien Zone wurde. Als wir jedoch die Thaorangi Lodge auf dieser Höhe erreicht hatten, hüllte sich der Gipfel in dicke Wolken. Leider, leider. Da es bis zur Spitze noch einmal 1000 hm sind, wollen wir z.B. übermorgen von einer der oben gelegenen Hütten ganz früh aufbrechen.
Auf dem Rückweg über die Magetawa Hut verfiel die Qualität des Weges leider wieder zusehends bis auf das uns bekannte Kraxelniveau mit ständigen Auf und Ab’s.
18.03.
Wir versuchten eine gute Startposition für den Aufstieg zum Vulkan zu erreichen und stiegen bis zu einem Schelter auf in dem wir den Nachmittag und Abend zubrachten und dann auch übernachteten. In der Nacht begann ein starker Sturm und rüttelte kräftig am Schelter.
19.03/20.03.
Und leider, leider hielt das miese Wetter den ganzen nächsten Tag an, ein Regenschauer jagte den nächsten sowohl von unten herauf als auch quer zum Berg. Der Taranaki ließ sich den ganzen Tag nicht blicken, dicke Sturmwolken drückten sich am Berg vorbei. Es war so ungemütlich, dass wir jeden Toilettengang genau abwägen mussten, denn da ging es draußen ein paar Stufen herunter. Wir machten es uns drinnen gemütlich und so gab es mal einen völlig entspannten ganzen Lesetag.
Nachts fielen die Temperaturen weit unter Null, aber der Himmel klarte auf. Früh war alles mit Reif überzogen und der Taranaki trug ein weißes Gewand.
Nach einem herrlichen Sonnenaufgang, der den Berg in ein warmes Rot tauchte, starteten wir noch bibbernd, aber warm eingepackt starteten wir Richtung Aufstieg. Mit der steigenden Sonne wurde es uns bald wärmer und wärmer, so dass wir eine Hülle nach der anderen fallen ließen. Hatte uns der Schnee anfangs Sorgen gemacht, so war er am steilen und rutschigen Berghang der einzig sichere begehbare Untergrund.
Leider kam ab 2.000 m jedoch ein komplett schneefreies Stück, extrem steil und mit losem kleinem Lavagranulat auf steinharten Untergrund. Ein Schritt nach oben und zwei nach unten gerutscht, so fühlte es sich an. Nicht mal im Stand fand man sicheren Halt, trotz der Stöcke. Zwei andere Wanderer versuchten weiter hoch zu kommen, fielen dabei aber ständig und rutschten rückwärts. Was sollte das nur erst abwärts werden? Hilfe nein, viel zu gefährlich. Wir beschlossen kehrt zu machen und genossen an der Stelle die unbeschreiblich weite und spektakuläre Aussicht. Der Blick reiche vom Meer bis hinüber zum Tongario-Nationalpark. Wir sahen sogar die beiden Vulkangipfel in ca. 200 km Entfernung. Ein paar klitzekleine Wolkenfetzen zogen unten am Berg vorbei bei ansonsten strahlend blauem Himmel. Einfach gigantisch und atemberaubend schön.
Wir suchten uns ein sicheres und sonnigwarmes Plätzchen für ein Mittagspäuschen und konnten mit dem Schwärmen gar nicht mehr aufhören und gerieten ins Philosophieren. Da hatte sich doch der Tag Warten wirklich gelohnt! Kaum zu glauben, dass dass Mistwetter erst 24h her war.
Leider verlor ich meinen einen Wanderstock weiter unten beim Abstieg, als ich ihn an einem Zaun anlehnte und er durch die Zaunslücke nicht nur hindurch rutschte sondern gleich komplett in ein tiefes Flusstal abstürzte. 😢 Keine Chance ihn sich wieder zu holen. Ich war so traurig.
Nachmittags trampten wir von Stratford auf dem vergessenem Highway 43 durch die vergessene Welt (lieblich – hügelige Landschaft) und landeten in Whangmomona auf einem kleinen Campingplatz.
Ach und übrigens, was hier lustig ist, dass hier im Farmland die Leute vorm Supermarkt oder jedem anderen Geschäft ihre Gummistiefel ausziehen um dann einzukaufen.
21.03.
Haben wieder einmal ein nasses Zelt eingepackt und dann ging es weiter von Waverey nach Whanganui, wo wir unsere Lebensmittelvorräte auffüllten und unser Zelt währenddessen auf dem Freecampingplatz am Ufer des Whanganui trockneten.
Zu dieser Zeit drückte gerade die Flut ihre Wassermassen gegen den Strom des Flusses, was scheinbar stehende Wellenberge wachsen ließ. Es ist immer wieder beeindruckend wenn Naturgewalten gegeneinander wirken. Nachmittags war der Highway 4 wieder freigegeben und wir trampten zum Nationalpark-Village, wo wir zum Glück eine feste Unterkunft in der Jugendherberge fanden. Denn am nächsten Tag begann das Scheißwetter.