22.05.
Mit dem Bus Nr. 5 und Nr. 80 fuhren wir heute früh von Tauranga die knappen 45 km nach Katikati für’n Appel und nen Ei und staunten darüber, die einzigen Fahrgäste zu sein. Die Busfahrer freuten sich, mal wieder jemanden chauffieren zu können und waren ausgesprochen freundlich. Und in Katikati brauchten wir auch nicht lange mit dem Daumen nach oben am Straßenrand stehen. So landeten wir schon gegen Mittag am Waihi-Beach und bekamen sogar direkt am Strand einen Zeltplatz. Und der Campingplatz hielt wieder einmal einen Hotpool und ein warmes Schwimmbecken vor, das wir am Abend auch ausgiebig nutzten. Also zur Belohnung quasi nach unserer grandiosen Wanderung entlang einer Steilküste, die uns mit traumhaften Fernblicken nach Osten und Süden belohnte. Und dieses herrliche Licht der Küste und diese Farben wieder: türkisblaues Wasser, davor in Komplementärfarben, orangebraune Sandsteinkliffe und Felsbrocken in unterschiedlichen Abstufungen.
Trotz der Warnung, der Weg habe Trampingqualität, wurde er wider Erwarten zum Hikingvergnügen. Es machte mal wieder richtig Spaß, einen längeren Trail zu laufen.
Zurück ging es über die Bergkuppe auf einen einsamen Fahrweg, wo uns alsbald das allereinzigste Fahrzeug (ein Tesla) des Tages einsammelte und bis zu unserem Ort zurück fuhr. Der Fahrer hatte dort an einer der Buchten geangelt und wollte nun nach Tauranga zurück. Kaum zu glauben, schon wieder Glück gehabt!
PS.: Heute haben wir erfahren, dass wir 2x Glück gehabt hatten, die letzten 2 Orte rechtzeitig verlassen zu haben. In Rotorua hatte es in der Nacht nach unserer Abfahrt massive Überschwemmungen durch Starkregen gegeben, der ganze Zeltplatz war abgesoffen und es gibt ein Video, in dem man Wasserfälle die Sitzränge im Stadion herunterfließen sehen kann. Und Tauranga, der andere Ort, den wir heute früh verlassen haben, hat jetzt wegen einer Schwerölkatastrophe in der Bucht alle Strände sperren müssen, da wo wir gestern noch unbeschwert lang spaziert sind.
23.05.
Unfassbar, es ist schon der 23. Mai, die Zeit rennt und es fühlt sich gar nicht wie Mai an. Die meisten europäischen Bäume haben schon ihr Laub verloren oder zeigen nur noch einen Rest roter Färbung, es ist wie bei uns im November, tagsüber deutlich frischer und nachts schon richtig kalt. Die Sonne verschwindet jetzt schon kurz nach 17:00 Uhr und heute kam zu der herbstlichen Stimmung noch ein richtig miesepetriges Wetter hinzu. Wir waren zum Glück weiter nach Norden unterwegs, quasi auf der Flucht davor.
Der Morgen startete noch mit einem herrlichen Sonnenaufgang, doch schon kurz darauf begann es zu regnen. Wir liefen am Waihi-Beach zurück zum Stadtzentrum, um den Bus nach Waihi, eine alte Goldminenstadt, zu nehmen.
Leider fährt dann kein öffentliches Verkehrsmittel weiter nach Norden auf die Halbinsel Coromandel, so dass wir ab Waihi wieder trampen mussten.
Bis Whangamata nahm uns ein Maori mit, der uns seine gesamte Familiengeschichte offenbarte und sich riesig freute, uns Touristen chauffieren zu dürfen. Auch er fuhr wieder einen extra Umweg uns zu liebe. Es waren bestimmt 10 km.
Ab Whangamata bis nach Tairua wurden wir von einem jungen Pärchen, beide noch Schüler!, mitgenommen. Wir erfuhren, dass man hier schon ab 15 seine Fahrerlaubnis machen kann und anschließend nur 6 Monate begleitetes Fahren vorweisen muss. Die beiden hier waren vielleicht gerade mal 17 oder 18 Jahre alt. Das war schon ein komisches Gefühl, von „Kindern“ gefahren zu werden. Aber sie fuhren sehr sicher.
Tairua lag auch wieder an einer malerischen Bucht, die von einer Landzunge mit einem erloschenen Vulkan an der Spitze eingerahmt wird. Ein schmaler Landsteg verbindet den Ort mit dem Berg Paku; auf der einen Seite brandet der Ozean dagegen auf der anderen treffen der Fluss und die Meeresströmung aufeinander. Ganz Coromandel ist übrigens vulkanischen Ursprungs und weist im Landesinneren bizarr geformte Bergspitzen auf, die Pinnacles. Die stehen, wenn es das Wetter will, irgendwann auch noch auf dem Programm. Natürlich mussten wir aktuell noch auf unseren Hausberg, den Paku hinauf, um uns alles von oben ansehen zu können. Die Sonne stand bereits schräg und tauchte alles in ein warmes Gelb mit langen Schatten als wir vom Strand den Aufstieg starteten. Und als wir endlich die Spitze erreicht hatten, verschwand sie gerade hinter den fernen Bergen und färbte einen herrlichen Abendhimmel. So ein wunderschöner Tagesausklang. Morgen wollen wir auf jeden Fall noch hier im Ort bleiben.
24.05.
Am Fuße des Paku entdeckten wir eine Felsnadel, zu der wir allerdings etwas halsbrecherisch herunter kletterten mussten. Aber wirklich lohnenswert. Wahrscheinlich handelt es sich um einen alten Lawaschlot oder Lawadom, da auch die anderen Felsbrocken wie sehr alte Lawa wirkten. Den Rest des Tages genossen wir den Strand und arbeiteten einige kleine Walkways in und um Tairua ab.
25.05.
Kaum standen wir mit Daumen nach oben an der Straße, da hielt schon das erste Auto und wir gelangten razifatzi zum Hot-Water-Beach. Der Campingplatz wollte uns erst nach 12:00 Uhr, so dass wir als erstes zum Strand hinunter liefen.
Auf zu den heißen Quellen! Es war bereits 2 Stunden vor der niedrigsten Tide, also genau richtig, um die heißen Stellen im Sand zu finden. Und da sahen wir auch schon den Dampf aufsteigen. Dirk fand hinter einem dicken Felsbrocken zu unserer großen Freude eine kleine Schaufel und schon ging es los. Schon beim Buddeln wurde es schnell sehr heiß an den Füßen, zum Glück schwappte immer mal etwas Meereswasser in unser Badeloch.
Schon bald waren wir nicht mehr die einzigen am Strand. Rings um uns herum wurden weitere Badekunken ausgehoben, während wir uns schon entspannt in unserer rekelten. Man musste sich so halb hineinlegen, weil schon 20 cm Tiefe reichten. An den Stellen, wo das Wasser direkt durch den Sand nach oben kam, hatte es 65 Grad, da gab es mehrmals ein „Autsch, ist das heiß!“ Unsere gefunden Schaufel machte alsbald die Runde, weil man mit bloßen Händen einfach nicht buddeln konnte.
Abends hörten wir mal wieder vom Wald herüber ein paar Kiwis rufen. Aber unsere daraufhin gestartete Entdeckungstour mit Kopflampen, heruntergeladenen (weiblichen) Kiwigeschrei zum Anlocken und unseren in Bereitschaft gehaltenen Handys blieb leider erfolglos.
26.05.
Heute liefen wir vom Hot-Water-Beach nach Hahei und von dort den gesperrten Trail (allen anderen hinterher) zur Cathedral Cove einem Felsentor am Strand. Gesperrt war der Trail wegen eines Erdrutsches, der ein ca. 15 m langes Stück Treppe weggerissen hatte. Aber längst hatte sich dort herum eine Umgehung durch den Busch ausgetrampelt, so dass der Abstieg zum Strand völlig ungefährlich war. Und dann standen wir vor dem riesigen Tor, das Licht kam von vorn und erleuchtete den Felsdurchgang und man konnte das Meer hindurch glitzern sehen. Ein magischer Moment! Und genau in der Mitte ragte ein spitzer dunkler Fels wie ein Zahn aus dem Meer, ein Stück eines ehemaligen Kreidefelsenabbruchs, der von der anderen, sonnenbeschienen Seite weiß leuchtete.
Mit dem noch vorhandenen Buschwerk obendrauf wirkte er wie eine Zipfelmütze. Je weiter wir gingen, um so mehr tauchten von den bizarr geformte Felsbrocken, ebenfalls vom Meer umflutet, auf. Es wirkte alles so surreal in diesem gleißenden Sonnenlicht vor einer dunkel heranziehenden Regenfront. Wir konnten uns gar nicht genug sattsehen. Das türkisblaue Wasser lud förmlich zum Baden ein und so ließ ich mich auch locken und entdeckte vom Wasser aus noch eine weitere kleinere Höhle. Ein herrlich frisches Bad in so einer Naturkulisse kann man sich doch nicht entgehen lassen! Es gab aber auch jemanden, der lieber alles vom Strand aus genossen hat. Das war ein Tag der Superlative mit phantastischen Eindrücken, die wir abends in unserem HotPool auf dem Campingplatz noch einmal Revue passieren ließen.
Danach starteten wir noch einmal eine Kiwi-Nachtwanderung, folgten ihren Rufen, die mal näher und mal ferner zu hören waren, wir umrundeten die kleinen Wäldchen hier, aber für uns gab es keinen Weg hinein und die Kiwis hatten keine Lust ins Freie zu treten. Aber statt Kiwis entdeckten wir lauter kleine leuchtende Punkte am Waldboden zwischen den Farnen, hier war alles voll mit Glühwürmchen! Herrlich! Und plötzlich zauberte der Vollmond mit seinem reflektierten Sonnenlicht einen matten Regenbogen am nieseligen Nachthimmel (was wohl noch seltener sein soll als einen Kiwi nachts im Wald beobachten zu können) das tröstete uns ein wenig…
Der Ruf des Kiwi’s
27.05.
Wir wollten heute die weitere Umgebung erkunden, doch jeder Weg und jede Straße endeten rasch mit einem Schild: privat property. Das ist blöd hier, jeder Hügel, jede Klippe gehört schon jemandem, nirgendwo kann man einfach so eine Runde drehen. Das ist so ganz anders als bei uns. Schaaaade….
Auf unserer Terrasse sitzend wurden wir heute von ganz seltenen Gästen überrascht, auf einmal tappten da 3, 4-6 kalifornische Wachteln in Kolonne direkt vor unseren Füßen entlang als wären sie allein und pickten mal hier und mal da. Die haben so ein bommelartiges Häubchen, das jeden Schritt mit einem Wippen begleitet. Echt putzig.
Nachmittags buddelten wir wieder am Strand, doch war das Wasser heute viel zu heiß und so schaufelten wir ein zweites nebenan mit Überlauf. Wir kamen trotzdem so sehr ins Schwitzen, dass uns nicht einmal der zwischenzeitliche Regen störte und wir uns wiederholt mit großem Vergnügen und mit einem Zisch im Ozean abkühlen mussten.
28.05.
Das erste Stück zu Fuß wurden wir von Sally, einer weißen Ziegendame begleitet. Unsere lustige Dreierkolonne hatte bezüglich Trampen auch prompt Erfolg. Wir erfuhren, dass Sally sich jeden Tag vom Hot-Water-Beach auf den Weg zum Highway macht und sich gerne Wanderern anschließt.
Nach einem Zwischenstopp in Whitianga landeten wir am frühen Nachmittag in Kuaotunu und hatten somit noch genügend Zeit zum Otama Beach, dem schönsten Strand nach Meinung unseres letztendlich Fahrers, zu wandern. Die Strecke führte über einen Berg und bot uns von dort oben einen herrlichen Blick über die breite Bucht auf die Bergketten bis zur Nordspitze der Coromandel-Peninsula. Der Otama Beach lag menschenleer vor uns voll in der Sonne. Auch hier ragten vor der Steilküste bizarre Felszacken aus dem Wasser.
29.05.
In den gestrigen Nachrichten wurde für heute eine Unwetterwarnung für die Coromandelregion herausgegeben. Heavy shower and thunderstorm. Dem Schlimmsten entkamen wir 2x nur ganz knapp.
Während wir an der Straße auf ein Auto warteten, sahen wir schon die schwarze Wand heranziehen und kaum setzten wir in Coromandel unseren Fuß über die Schwelle der Rezeption des Campingplatzes, da donnerte es los. Die ersten Tropfen klatschten gegen unsere Rucksäcke als wir unsere Cabin aufschlossen. Und dann ging die Welt unter. Der Wind drückte mit einem Getöse gegen Tür und Fenster und der Regen peitschte in horizontalen Schwaden an die Außenwände. Wir waren heilfroh, es gerade so ins Trockene geschafft zu haben. Kurioserweise war eine halbe Stunde später alles schon wieder vorbei, der Himmel blank gewaschen und die Sonne strahlte. Davon herausgelockt, schlenderten wir ins Stadtzentrum und begaben uns auf einen Küstentrail mit Blick auf den Hafen und die Inseln vor der Stadt Coromandel.
Unser Mittag verspeisen wir oben auf dem Aussichtspunkt noch bei herrlichem Sonnenschein. Aber da sahen wir vom Meer eine erneute Sturmfront dunkel und bedrohlich schnell heranziehen. Obwohl wir sofort die Füße in die Hand nahmen, waren wir nicht schnell genug. Auf einen Schlag begann es aus allen Töpfen und Kannen zu gießen und orkanartige Böen bogen die Bäume um fast 90 Grad. In allerletzter Minute retteten wir uns auf ein öffentliches Toilettenhäuschen, bevor wir komplett durchweicht werden konnten. Blitz und Donner folgten fast unmittelbar. Tja, und dann ging das bis tief in die Nacht so weiter.
30.05.
Coromandel ist eine süße kleine Stadt mit vielen vorgelagerten Inseln und erhält quasi Rückendeckung von den Bergen ringsum. Das wieder recht passable Wetter nutzten wir heute für einen Trail, der an der Küste begann, über das hügelige Hinterland auf und ab führte und uns dann schließlich durch den Wald hoch hinauf auf den Bergrücken jagte, von dem wir dann in beide Richtungen das Meer und die Inseln erblicken konnten und zu guter Letzt ließ uns der Trail über zwei Erdrutsche hinweg klettern. Leider sahen wir am Schluss deshalb wieder aus wie die Schweine, aber zum Glück gibt es Waschmaschinen!