28.04.
Johnny bereitete uns und Jack noch ein Frühstück und fuhr uns dann direkt zum Trailstart am Fluss. Vorher machten wir einen Stopp am wohl ältesten Haus und der ältesten Kirche Neuseelands. Unser erstes erwandertes Highlight war der Rainbow-Wasserfall. Leider stand die Sonne noch zu tief um den Regenbogen zu sehen.
Wir liefen entlang des Flusses immer stromaufwärts bis nur noch ein kleines Bächlein übrig war, immer im angenehmen Halbschatten. Da dieser Trailabschnitt erst 2022 ausgebaut worden war, ließ es sich heute sehr gut laufen, obwohl es auch wieder über Farmland ging.
In der Nähe eines kleinen Wäldchens hörten wir immer wieder Schüsse. Um den Sonntagsjägern zu signalisieren, dass wir keine Jagdbeute sind, begannen wir verschiedene Songs zu pfeifen und zu trällern. Es hat gewirkt, wir sind verschont geblieben und haben uns damit den Weg verschönt. Nach ca. 25 km erreichten wir dann endlich den Puketi Forest und das Campsite.
In den letzten Sonnenstrahlen (jetzt schon 17:30!) bauten wir unser Zelt auf. Und übrigens liegen ab heute nur noch 200 km vor uns, das ist schon ein komisches Gefühl, so nah am Ziel…
29.04.
Heute hatten wir trailtechnisch mal wieder alles dabei, der TA wollte uns noch mal so richtig zeigen, was in ihm steckt… Die ersten 12 km durchwanderten wir einen super ausgebauten Weg, der uns in einen herrlichen Kauriwald führte. Dieses Mal begegneten uns besonders alte und hohe Exemplare mit ordentlichen Stammdurchmesser. Aber leider wirkten sie auch schon krank. Das Harz tropfte an den Stämmen herab und sie hatten schon deutlich gelichtete Kronen. Wirklich beeindruckende Riesen, kaum vorstellbar, dass ihnen so ein kleiner Pilz den sicheren Tod bringen soll. Das ist so traurig.
Als wir dann den Fluss erreichten, jagte uns der Trail entlang der Böschung wieder quer durchs Unterholz, auf und ab mit den typischen Kletterpartien und einer drastischen Geschwindigkeitsreduktion auf 100 m/h. Da entschlossen wir uns kurzerhand im Fluss weiter zu laufen. Man, war das Wasser kalt auf die Dauer und die algigen Steine extrem glitschig.
Nach 4 km kam ein Schild, ab jetzt nur noch 4 km und 1 h dafür als Zeitvorgabe. Im Nachhinein muss man demjenigen, der sich das ausgedacht hat, die Löffel langziehen. Unmöglich, das in dieser Zeit zu schaffen. 2 km davon bestanden aus einer erneuten Flusswanderung über rollende Steine und die anderen 2 km mussten wir steil bergauf, insgesamt 350 hm überwinden. Und dabei trafen wir auch auf einige alte Bekannte: das Tussockgras und mehrere Schlammlöcher.
Gegen 16:30 schlugen wir unser Zelt an einem kleinen Campsite mit einem Shelter (in der Blackbridgeroad) auf. Und des Nachts ärgerte uns nach langer Zeit mal wieder ein Possum.
30.04.
nicht nur eins, es waren fünf Stück, die die Nacht über auf dem Dach und im Shelter Randale machten [Anm.d.R.: Possums sind gemeint]. Und in den Ruhephasen dazwischen riefen sich die Kiwis von überall her Kommentare zu, manchmal auch ganz nah. Nur immer dann, wenn wir den Reißverschluss vom Zelteingang öffneten, waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Es ist aber auch verhext, jetzt sind wir schon so lange hier und haben noch keinen gesichtet.
Der Weg nach Mangamuka stellte keine Herausforderung dar, da es überwiegend ein Fahrweg war. Und später mussten wir mal wieder 1 km am Highway 1 entlang, der allerdings hier oben im Norden weniger stark befahren war als die Straße nach Tissa. Mangamuka ist ein 3-Häuser-Nest mit einem kleinen Lädchen für Lebensmittel und einem Takeaway sowie der Radiostation „Tautoko“, hinter der wir zelten durften. Nur das Wasser gab es leider auf Zuteilung, (wir hatten leider nur vier Flaschen zu befüllen). Abends kam dann noch eine sehr unterhaltsame Reinigungskraft, die Schwester des Besitzers, vorbei und gab uns die gesamte Familiengeschichte preis, außerdem wir erfuhren auch, wer im Ort weiterhin verschwippt und verschwägert ist und dass der Wald, den wir als nächstes vor uns haben, besonders schön schlammig ist.
01.05.
…so war es auch, der Wald (Raetea Forest) war extrem schlammig, es ging über Wurzelstufen voller Schlamm insgesamt rauf bis auf 744 m mit ständigen Auf und Ab’s. Der Weg war zusätzlich noch herrlich von Kühen zertrampelt, wo man sich fragt, was die auf dem Trail wollen, nirgendwo hätte es was für sie zu fressen gegeben. Vielleicht hat sie der Bauer extra hochgejagt, damit sie den Trail für uns noch „interessanter“ machen sollten. Nicht nur, dass wir auf Wurzeln und Löcher aufpassen mussten, weitere tückische Stolperfallen waren die Lianen, die überall quer herunter hingen. Man Stelle sich vor, man ist gerade mit einigem Schlammbrei unter den Schuhen im Rutschen begriffen und muss währen dessen noch über eine Liane hüpfen. Oder man möchte einen Satz nach vorn machen und die blöden Stöcke stecken im Matsch fest und rauben einem den Schwung; was einen erneuten Schuh-Schlammversacker zur Konsequenz hat. Und dann hatten wir zu wenig Wasser, um uns abends zu waschen, wir sahen aus wie die Schweine, die haben wir übrigens heute unterwegs auch gesehen, verwilderte Hausschweine.
Jetzt haben wir uns grob mit Feuchttüchern abgeputzt und sind schnell vor dem Regen ins Zelt geflüchtet. Zu allem Übel hat mich heute früh bei Trail-Beginn, als ich beim Bauern nach Wasser fragen wollte, noch ein Hund angefallen und ins Bein gebissen, zum Glück nur oberflächlich und bis jetzt sieht es nicht entzündet aus. Und das alles auf den letzten Kilometern noch. Wir freuen uns jetzt umso mehr auf den Nintymile-Beach, auch wenn uns davor schon viele gewarnt haben. Und hoffentlich gibt es morgen eine warme Dusche und bei Möglichkeit zum Wäschewaschen. Also das war heute noch einmal so ein richtiger Sch***tag.
02.05.
Es stürmte und regnete die ganze Nacht. Wir standen zum Glück windgeschützt zwischen den Bäumen und waren froh, dass wir von dem 740-er Gipfel, der völlig baumfrei gewesen wäre, noch herabgeklettert waren.
In der Nacht randalierten mal wieder die Possums, dieses Mal schepperten die mit unserem Kochgeschirr, das wir ja ohne Wasser nicht hatten abwaschen können. Am nächsten Morgen starteten wir deshalb leider erst einmal ohne Frühstück, bis zur nächsten Wasserquelle mussten wir noch 1 h durch den schlammigen Wurzelweg bergab. Das Allerekeligste war jedoch, früh die modderig – nassen Socken und Schuhe wieder anzuziehen.
Nach dem Frühstück in der warmen Morgensonne fühlten wir uns nicht nur besser auch der Weg wurde es. Auf der Straße nach Takahue nahm uns dann sogar ein Farmer alsbald mit nach Kaitaia, wo wir einkaufen und zu Mittag essen konnten. Anschließend trampten wir von dort nach Ahipara, da auch diese Straße wieder stark befahren war.
Auf dem Campingplatz in Ahipara bekamen wir die letzte freie Cabin ganz am Rand mit freiem Blick über die Dünen zum Meer in herrlichem Sonnenschein gelegen, so richtig wie im Urlaub. Und so fühlen wir uns jetzt auch. Deshalb gönnen wir uns hier 2 Tage. Das schönste heute war jedoch die ausgiebige warme Dusche und die frisch duftenden Sachen wieder von der Leine abzunehmen. Und dann, welch eine Überraschung, spielten sie hier in den Badräumen unseren geliebten Radiosender 80-s80-s mit deutscher Moderation! Cool! So erfuhren wir auch, was Lauterbach wieder vor hat.
Oh Mann, die letzten Kilometer haben forden nochmal alles! Nun liegt das Ziel schon so Nahe! Am Cape Reinga erwartet euch der magische Moment, den die Maori auch so verehren. Dort wo die Linie verläuft, an der sich die zwei Oceane treffen und ihr habt bald euren großen Traum geschafft. Genießt die letzten Etappen!!!! Almut und Jürgen
lieben Dank, wir wollen es genießen und hoffen auf gutes Wetter! Bis bald und liebe Grüße!